Foto (c): M. Kovic; „Wiener Deklaration“ fordert EU-Kommission zu echtem Klimaschutz auf v.l.n.r.: Rudolf Rosenstatter (FHP & WV Ö), Franz Kepplinger (WV OÖ), Martin Höbarth (WV Ö), Hannes Pirstinger (WV Stmk.)
„Wiener Deklaration“ fordert EU-Kommission zu echtem Klimaschutz auf!
Ihre klare Ablehnung der im Sommer präsentierten EU-Waldstrategie 2030 bekräftigen die europäischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer gestern bei einer eigens einberufenen Konferenz in Wien. In einer Deklaration an die EU-Kommission fordern sie deutliche Korrekturen im Hinblick auf die Umsetzung. Ziel muss es sein, in Zukunft einen realistischen und zielgerichteten Klimaschutz sowie eine Beibehaltung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu ermöglichen. Die vorliegende Strategie konterkariert dies.
Im Vorfeld der heute ausgetragenen Forstministerkonferenz in Wien trafen sich gestern Nachmittag Waldbesitzervertreter aus 16 europäischen Ländern, der sechs größten EU-Dachverbände und Europa-Parlamentarier zu einer hochkarätigen Konferenz. Veranstaltet wurde diese von den heimischen Waldbesitzerverbänden Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), Land&Forst Betriebe Österreich und Österreichischer Waldverband. Klar im Fokus stand die Erarbeitung einer gemeinsamen Erklärung an die EU-Kommission zu der im Sommer präsentierten EU-Waldstrategie, die einen Teil des „Green Deals“ darstellt. Das Ziel, die europäischen Wälder klimafit zu machen und die Potenziale des Waldes im Kampf gegen die voranschreitende Klimaverschlechterung zu nutzen, wird grundsätzlich begrüßt. Viele der von der EU-Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen und Prozesse werden jedoch als kontraproduktiv eingeschätzt und stoßen daher auf harsche Kritik und Ablehnung. Die wesentlichsten Kritikpunkte wurden von den Konferenzteilnehmern im Rahmen einer „Wiener Deklaration“ zusammengefasst und an die EU-Kommission zur Berücksichtigung übermittelt.
LK Österreich: Klimaschutz und Waldbewirtschaftung im Einklang forcieren
„Ein ganz entscheidendes Ziel für die Zukunft ist es, Klimaschutz und Wirtschaft im Einklang voranzutreiben und zu stärken. Dafür ist eine aktive, multifunktionale und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder unverzichtbar. Nur so wird es gelingen, raus aus den fossilen Energieträgern und Rohstoffen und rein in die erneuerbaren zu kommen. Diese Reduktion von CO2-Emissionen ist für die gesamte Lebensvielfalt das Allerwichtigste. Weitere, großflächige Außer-Nutzung-Stellungen unserer Wälder sind völlig falsch verstandener Klimaschutz und lassen uns die hoch gesteckten Klimaziele verfehlen. Wir müssen vielmehr ihre Potenziale für alle Seiten nützen“, betont der Vizepräsident und Forstausschuss-Vorsitzende der LK Österreich, Franz Titschenbacher. „Wir fordern die EU-Kommission in aller Deutlichkeit auf, den Erfahrungsschatz und die Expertise unserer Fachexpertinnen und Experten zu berücksichtigen. Gemeinsam muss es uns gelingen, unsere Wälder klimafit zu machen und für die Zukunft in all ihrer Funktionsvielfalt zu erhalten. Der wertvolle Rohstoff Holz ist ein Wunderwerk der Natur, der uns in unzähligen Lebensbereichen zu Gute kommt. Seine Nutzung sollte nicht durch kurzfristiges Denken verhindert und der nachhaltige Weg der Holzverwendung nicht ruiniert werden."
Land&Forst Betriebe Österreich: Regionale Konzeptvielfalt statt Zentralisierung
„Europa braucht auch in Zukunft eine nachhaltige, aktive und flächendeckende Land- und Forstwirtschaft. Der Vielfalt der europäischen Wälder kann auch nur eine Vielfalt an regionalen Konzepten gerecht werden. Vielfalt ist die Grundlage für Resilienz – nicht nur in Ökosystemen, sondern auch in Managementsystemen. Dafür braucht es eigenständige, nationale und regionale Forstpolitiken, die den Millionen europäischen Waldbesitzern die notwendige Freiheit für eigenständige, lokal angepasste Managementkonzepte geben. Eine forstpolitische Zentralisierung und Fokussierung auf wenige Themen, wie sie nun durch die EU-Waldstrategie angestrebt wird, muss strikt abgelehnt werden. Sie widerspricht auch dem Grundsatz der Subsidiarität“, betont Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich. „Nur mit einer Vielfalt an Bewirtschaftungsmodellen können die vielen unterschiedlichen Ökosystemdienstleistungen für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft jeweils regional angepasst garantiert werden. Die EU-Waldstrategie ignoriert die Kompetenz der Waldbesitzer und die großen Veränderungen im Wald durch den Klimawandel. Sie konterkariert durch Stilllegung im Wald die Umsetzung einer Bioökonomie auf Basis nachwachsender Rohstoffe.“
Waldverband: Für klimafitte Wälder motivierte Waldbewirtschafter wichtig
„Wir bekennen uns klar zum Klima- und Biodiversitätsschutz und tragen viel dazu bei. Faktum ist: Die Waldfläche in Europa ist seit 1990 um 14 Mio. ha und der Holzvorrat um 8,3 Mrd. Vorratsfestmeter gewachsen. Alle biodiversitätsrelevanten Parameter haben sich verbessert. Gleichzeitig hat sich unsere Forst- und Holzwirtschaft zu einem enorm wichtigen Wirtschaftssektor entwickelt. Eine 10%ige Reduktion der Rohstoffbasis wäre allein in Österreich mit einem Verlust von 1,75 Mrd. Euro an Gesamtwertschöpfung bzw. 15.400 Jobs in der Forst- und Holzwirtschaft verbunden“, warnt der FHP-Vorsitzende und Obmann des Waldverbands Österreich, Rudolf Rosenstatter. „In der vorliegenden EU-Waldstrategie wurden die Bedürfnisse der 16 Mio. Waldbesitzer ignoriert. Viele Maßnahmen bedeuten eine massive Entwertung unserer Wälder, welche die Einkommensbasis für unzählige Familien darstellen. Die vorliegenden EU-Pläne sind fatal, denn wir müssen die Forstwirte verstärkt motivieren, unsere Wälder zukunftsfit zu machen und den erneuerbaren, klimafreundlichen Rohstoff Holz für uns alle zu gewinnen. Daher fordern wir die EU-Kommission in aller Deutlichkeit auf, die Leistungen unserer Waldbesitzer und -bewirtschafter anzuerkennen und zu forcieren, statt diese unnötig zu behindern! Wir brauchen nicht den Zuzug in urbane Räume, sondern eine motivierte Jugend, die mit Freude ihrer Arbeit in den ländlichen Regionen nachgeht“.
Foto (c): M. Kovic; Die TeilnehmerInnen der “Forest Owners Conference”
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