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FHP-Webinar Österreichische Holzgespräche 2021 - Vorträge

Österreichische Holzgespräche unter dem Motto "Der Rohstoff Holz als Lösung für die Klimakrise, aber nicht ohne bewirtschaftete Wälder"

Die Österreichischen Holzgespräche sind eine der wichtigsten Branchenveranstaltungen zum Thema Wald und Holz in Österreich und versammeln so gut wie alle Spitzenvertreter der Wertschöpfungskette Holz aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Veranstaltung fand dieses Jahr Corona-bedingt in Form eines Online-Webinars statt und zählte ca. 200 interessierte Teilnehmer. Als Referent konnte Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gewonnen werden, der die Bedeutung von Holzbau und Holzverwendung gegen die Klimakrise hervorhob. Natalie Hufnagl-Jovy von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände informierte über das aktuelle Thema Holzressourcen im Kräftefeld widersprüchlicher EU-Politiken.

Die Holzgespräche standen in diesem Jahr unter dem Motto „Der Rohstoff Holz als Lösung für die Klimakrise, aber nicht ohne bewirtschaftete Wälder“. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist das Fundament für das Wirtschaftswunder Wald und Holz und aktiver Klimaschutz in zweifacher Hinsicht:  Die vermehrte Verwendung von Holz und Holzprodukten ersetzt CO2-intensive bzw. fossile Rohstoffe und zusätzlich wird das klimaschädliche CO2 langfristig in den Holzprodukten und Holzhäusern gespeichert. Maßnahmen wie sie die europäische Waldstrategie vorsieht verhindern durch undifferenzierte großflächige Außernutzungsstellungen eine verstärkte Verwendung des nachwachsenden und umweltfreundlichen Werkstoffes Holz und gefährden damit nicht nur die Schlüsselrolle von Wald und Holz für den Klimaschutz, sondern führen zusätzlich zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und Wirtschaftsleistung.

Prof. Hans Joachim Schellnhuber

Hans Joachim Schellnhuber ist Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das er selbst im Jahr 1992 gründete. Er ist Gastprofessor an der Tsinghua-Universität (China) und gewähltes Mitglied zahlreicher Gelehrtenvereinigungen wie der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, der deutschen Nationalakademie Leopoldina und der US National Academy of Sciences. Seit 2019 beschäftigt Schellnhuber sich intensiv mit der Schaffung eines "Bauhauses der Erde" und ist derzeit Mitglied des New European Bauhaus High-level roundtable.

"Nicht zuletzt durch den neuesten Bericht des Weltklimarates (IPCC) und die soeben zu Ende gegangene Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26) ist die Dramatik der Klimakrise wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. In den nächsten drei Jahrzehnten müssen alle Wirtschaftsbereiche dekarbonisiert werden, wenn die Menschheitsaufgabe Klimaschutz noch bewältigt werden soll. Schlecht steht es bisher um die Sektoren Forstwirtschaft und Siedlungswesen, die bisher aus verschiedenen Gründen ihre notwendigen Beiträge zur Bewahrung der Lebensgrundlagen der Menschheit nicht leisten. Dies könnte sich ins positive Gegenteil verkehren, wenn die gebaute Umwelt durch organische Architektur in eine mächtige Kohlenstoffsenke verwandelt würde. Dafür muss ein Großteil der Wälder für die nachhaltige Erzeugung entsprechender Biomasse (Holz, Bambus etc.) bewirtschaftet werden, was auch auf wiederaufgeforsteten Flächen weltweit geschehen kann. Insbesondere der innovative Holzbau wird auf der Nachfrageseite die entscheidende Rolle spielen. So kann eine traditionelle Branche zum Pionier der klimapositiven Transformation werden, der zugleich konventionelle Baumaterialien mit hohem CO2-Fußabdruck (Beton, Stahl, Glas etc.) überflüssig macht und den atmosphärischen Kohlenstoff langfristig speichern hilft", erklärt Prof. Schellnhuber.

Natalie Hufnagl-Jovy

Nach dem Studium der Forstwissenschaften an der LMU München und dem Referendariat bei der Bayerischen Staatsforstverwaltung war Frau Hufnagl von 1999 bis 2007 als Generalsekretärin beim Zentralverband der Europäischen Waldbesitzer (CEPF) in Brüssel tätig. Von 2008-2010 war sie Mitglied im Vorstand der IFFA (Internationalen Allianz der Familienforstwirtschaft) und wurde ebenfalls 2008 in den Vorstand von PEFC International berufen, von 2013 bis 2019 zusätzlich in der Funktion der PEFCC Vizepräsidentin. Frau Hufnagl-Jovy ist selbst Waldbesitzerin und lebt mit ihrem Mann, zwei Teenager“kindern“ und Hund in Bayern.

"Die EU verliert ihre Glaubwürdigkeit als Vorreiter/Vorbild für Nachhaltigkeit, wenn sie ihre Nachhaltigkeitsziele auf Ressourcen aus Drittstaaten aufbaut und verstößt damit gegen völkerrechtliche Vereinbarungen wie z.B. die UNSDGs Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen", so Frau Hufnagl-Jovy.

 

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