Foto (c): Anna Schreiner
Rohstoffsicherheit in Zeiten von Krieg und Klimakrise
Erklärung der Wertschöpfungskette Forst Holz Papier
Die Kooperationsplattform Forst Holz Papier verurteilt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und ist tief betroffen über das enorme menschliche Leid, das dieser Krieg bisher ausgelöst hat. Jetzt gilt es, alle Möglichkeiten zu nutzen, diesen Krieg zu beenden, um eine noch größere humanitäre Katastrophe und einen Wirtschaftsabschwung zu verhindern.
Die Sanktionen gegen Russland und Belarus sowie der Krieg in der Ukraine stellt die Wertschöpfungskette Forst Holz Papier vor große Herausforderungen, da die drei Länder als Lieferanten für bestimmte Produkte auf unbestimmte Zeit ausfallen werden. Grundsätzlich ist die Holzwirtschaft gut aufgestellt, da der Rohstoff Holz in Europa ausreichend vorhanden und nutzbar wäre. Wichtig ist daher, dass sich die Europäische Union nun darauf besinnt, die Potenziale des wichtigsten heimischen Rohstoffes „Holz“ stärker zu nutzen, um unabhängiger von kriegsführenden Staaten zu werden und die eigene Wirtschaft zu stärken.
Damit gravierende wirtschaftliche Verwerfungen in unserem Sektor vermieden werden und die Wertschöpfungsketten stabil bleiben, kommt es für die gesamte Wertschöpfungskette Holz darauf an, die Wälder Europas weiterhin aktiv und nachhaltig zu bewirtschaften und den heimischen Rohstoff Holz umfangreich zu nutzen.
Die Erntemengen in Europa könnten problemlos erhöht werden, da ausreichend Holzvorräte vorhanden sind. Die europäische Waldfläche hat seit 1990 um 14 Millionen Hektar zugenommen und der Holzvorrat ist um 8,3 Milliarden Festmeter gewachsen. Damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Europa bleiben, ist es wichtig, das geerntete Rundholz bestmöglich in Europa selbst zu nutzen. Wichtig ist, sich wieder darauf zu besinnen, dass Holz in allen Anwendungsbereichen eine sichere und klimafreundliche Alternative zu fossilen Rohstoffen und Energieträgern sowie zu energieintensiven Materialien ist.
Europas Wirtschaft war dabei, sich von den ökonomischen Folgen der COVID-Pandemie zu erholen. Die Sanktionen und der Krieg stellen die Weltwirtschaft und vor allem Europa vor eine neue Bewährungsprobe. Wirtschaftliche Stabilität, resiliente Wertschöpfungsketten und der Schutz von Arbeitsplätzen haben nun aus ökomimischer Sicht absolute Priorität. Die Unternehmen der Wertschöpfungskette Forst Holz Papier waren bisher ein wirtschaftlicher Stabilitätsanker und sie werden auch weiterhin zuverlässiger Partner der Politik und der Gesellschaft sein. Die Forst- und Holzwirtschaft schafft in Österreich für 300.000 Menschen Arbeit und Einkommen, besonders in den in ländlichen Regionen. Das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk steht für 20 Milliarden Euro Wertschöpfung und leistet mit 8,7 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben einen wichtigen Beitrag für das Budget und die Sozialversicherungsträger.
Von der Europäischen Kommission und der Bundesregierung Österreichs erwarten wir ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung und eine Absage an Pläne, umfangreiche Waldflächen für die Holzernte stillzulegen.
Der nachwachsende Rohstoff Holz ist ein wesentliches Schlüsselelement im Kampf gegen den Klimawandel sowie ein Teil der Lösung, um die erpresserische Importabhängigkeit von russischem Erdgas und Erdöl zu reduzieren. Dies kann nur erreicht werden, wenn die nachhaltige Holzerntemenge in Europa durch geplante Maßnahmen auf europäische Ebene nicht drastisch reduziert wird.
Daher muss die Umsetzung des „Green Deal“ überdacht und an die neue Situation angepasst werden.
Dies betrifft insbesondere:
EU-Biodiversitätsstrategie und EU-Forststrategie
Pauschale, großflächige Nutzungsverbote können wir uns nicht mehr leisten. Das Ziel, mindestens 10% der Landfläche und alle „alten Wälder“ unter strengen Schutz zu stellen ist grundlegend zu überdenken.
Eine Analyse des Thünen-Institutes zeigt auf, dass bei Umsetzung dieser Vorgaben die Holzbereitstellung in der EU27 um rund 40% sinken wird. Damit können die Ziele der EK in Richtung Dekarbonisierung des Wohnungsbaues, der Umsetzung der Bioökonomie und der Energiewende schlichtweg nicht erreicht werden. Die Importabhängigkeit von Russland würde unverantwortlich auf die Ressource Holz erweitert werden. Der Holz- und Bioökonomiesektor muss in seiner Entwicklung gestärkt werden.
REDII + REDIII
Holz ist ein wesentlicher Bestandteil für eine nachhaltige Energiewende. Das Durchforstungsholz, das für die energetische Nutzung verwendet wird, ist ein wirtschaftlicher Anreiz für die Waldeigentümer zur Holzmobilisierung und daher relevant für das gesamte Holzaufkommen. Für die Holzverwendung mit optimalem Wertschöpfungseffekt ist besonders nach einer mehrfachen stofflichen Nutzung eine energetische Nutzung sinnvoll, welche einen weiteren Klimabonus bieten kann. Die Wettbewerbsfähigkeit von Holz ist aufgrund der angedachten Verschärfungen in der REDIII-Richtlinie nicht mehr gegeben. Alle über die REDII-Richtlinie hinausgehenden, kostentreibenden und eine nachhaltige Holzernte behindernden Faktoren sind aus dem Richtlinien-Entwurf zur RED III zu entfernen.
LULUCF Der LULUCF
Ansatz der EU-Kommission muss grundsätzlich überdacht werden. Die Kohlenstoffanreicherung in den Wäldern der EU zu maximieren ist ein Irrweg. Denn der Klimawandel trifft vor allem alte, kohlenstoffreiche Wälder, das Risiko von Kalamitäten steigt in diesen Wäldern exponentiell. Junge Wälder sind anpassungsfähiger und nehmen mehr Kohlenstoff auf. Ziel muss sein, dauerhaft klimaangepasste Wälder aufzubauen, dabei mindestens den jährlichen Zuwachs zu nutzen und somit der Bioökonomie zum Durchbruch zu verhelfen. Der größtmögliche Klimaschutzeffekt entsteht durch die Verwendung von Holz und dem Ersatz fossiler Rohstoffe und energieintensiven Materialien durch erneuerbare Ressourcen.
Leaked Restoration-VO
Die Waldbewirtschaftenden werden auch künftig ihre Wälder so bewirtschaften, dass die Waldbiodiversität integrativer Bestandteil der Bewirtschaftung ist. Initiativen zur Einschränkung der nachhaltigen Bewirtschaftung der europäischen Kulturlandschaft widersprechen dem Kernziel der nachhaltigen Entwicklung. Der Entwurf des Gesetzes zur „Wiederherstellung der Natur“ ist völlig neu zu konzipieren.
Taxonomie VO
Der delegierte Rechtsakt (DR) zum Klimaschutz und der geplante DA zur Biodiversität sind als nicht praxistauglich zurückzuziehen.