Insgesamt 76 verschiedene Organisationen und Verbände der österreichischen und deutschen Forst- und Holzwirtschaft haben sich in einem gemeinsamen Schreiben an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments gewandt und angesichts massiver Schwierigkeiten eine Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) gefordert. Unter den Unterzeichnern befinden sich auch LK Österreich, Waldverband Österreich, Land&Forst Betriebe, der Fachverband Holzindustrie Österreich, die Kooperationsplattform Forst Holz Papier und die Vereinigung der Österreichischen Papierindustrie (austropapier). In Summe vertreten die 76 Organisationen 110.000 Unternehmen und mehr als 2 Millionen Waldbesitzer:innen aus der Forst- und Holzwirtschaft, 382.000 landwirtschaftliche Betriebe und 125.000 Unternehmen des Groß- und Außenhandels in Deutschland und der Alpenrepublik.

 

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Unnötige Bürokratie gegen nicht stattfindende Entwaldung in beiden Ländern

"Die unterzeichnenden Organisationen bekennen sich zu dem grundsätzlichen Ziel, die weltweite Entwaldung zu stoppen. Allerdings geht die EU-Verordnung zu Entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) weit über dieses Ziel hinaus. Die Entscheidung, die Verordnung ohne Anpassungen auch flächendeckend innerhalb der EU anzuwenden, baut unnötige Bürokratie auf, um ein Problem zu lösen, das in Deutschland und Österreich nicht besteht. Die Waldfläche in Deutschland und Österreich hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Entwaldung im Sinne der EUDR, d.h. die illegale Umwandlung in landwirtschaftliche Fläche, findet nicht statt", betonen die Organisationen in ihrem Schreiben.
 

Entscheidende Umsetzungsfragen seit Monaten von EU-Kommission unbeantwortet

"Vor dem Hintergrund des EU-Wahlergebnisses und dem erklärten Ziel der Politik, Bürokratie abbauen zu wollen, ist es daher völlig unverständlich, dass die EU-Kommission die Verordnung in diesem Ausmaß umsetzen will und sie trotz völlig unzureichender administrativer und technischer Vorbereitung ab dem Jahr 2025 verpflichtend angewendet werden muss. Nach wie vor liegen keine internationalen Risikobewertungen für Entwaldung in den einzelnen Staaten der Welt vor. Das Zeitfenster für die Unternehmen, ihre Lieferketten darauf einzustellen, wird immer kleiner. Viele für die Umsetzung entscheidende Fragen sind seit Monaten von der Kommission unbeantwortet", warnen die Vertretungen der Forst- und Holzwirtschaft.
 

Auch Lieferengpässe und höhere Preise für Verbraucher:innen drohen

"Die aktuelle Lage hat bereits jetzt zu einer erheblichen finanziellen Belastung und zu einer andauernden Unsicherheit in allen betroffenen Wertschöpfungsketten zahlreicher Branchen geführt - und dies angesichts einer ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation. Die Unternehmen haben bis heute keine Klarheit darüber, wie sie ab dem Jahr 2025 ihre Produkte rechtssicher vermarkten können. Für große Teile der Wertschöpfungskette drohen Probleme bei der Zollabwicklung, Marktausschluss oder gar Insolvenzen und in der Folge Lieferengpässe sowie höhere Preise für Verbraucher. Dies gilt es unbedingt zu vermeiden", heißt es in dem Brief an die EU-Parlamentarier:innen.
 

Umsetzungszeit zu knapp - vermeidbare zusätzliche Bürokratie

"Die deutsche Agrarministerkonferenz, der deutsche Bundesrat sowie die Landwirtschaftsminister:innen aus Deutschland, Österreich und zahlreichen anderen EU-Mitgliedstaaten haben in den vergangenen Monaten mehrfach auf die viel zu knapp bemessene Umsetzungszeit sowie den unverhältnismäßigen und unnötigen Nachweisaufwand hingewiesen und drängen auf eine Verschiebung der Umsetzungsfrist sowie eine Entlastung von vermeidbarer zusätzlicher Bürokratie", betonten die 76 Organisationen, die mit Nachdruck an die Abgeordneten des EU-Parlaments appellieren, sich gegenüber der EU-Kommission für eine Verlängerung des Umsetzungszeitraumes der EUDR um mindestens zwei Jahre einzusetzen.
 
EUDR-Verbändeschreiben an EU-Parlamentarier:innen 18.09.2024
 
Rückfragehinweis:
Landwirtschaftskammer Österreich
Schauflergasse 6
1010 Wien
 
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